Fair Fashion: Ab wann gilt Mode eigentlich als nachhaltig?
Nachhaltige oder grüne Mode, Eco oder Fair Fashion: Diese Begriffe hat fast jeder schon mal gehört. Aber was muss erfüllt sein, damit Mode wirklich nachhaltig ist?
Fair Fashion: Was genau ist das eigentlich? Reichen recycelte Stoffe aus, damit Mode nachhaltig ist?
Grüne oder nachhaltige Mode, Fair oder Eco Fashion: Diese Begriffe hat sicher jeder schon mal irgendwo gehört. Und oftmals geben sie ein gutes Gefühl, wenn man Mode kauft, die diese Bezeichnung trägt. Denn dann denkt man doch direkt, dass man etwas Gutes für die Umwelt getan hat. Ist dem denn auch wirklich so? Anna Blattert, Designerin des Labels Freitag, findet: nicht wirklich. „Nur ein bisschen nachhaltiger zu sein, reicht nicht. Deshalb spreche ich auch lieber von Kleidung als von Mode, denn die heutige globalisierte Modeindustrie mit ihren schnell getakteten Kollektionszyklen steht in direktem Widerspruch zu Nachhaltigkeit.“
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Die Designerin selbst verwendet für das Label Freitag „Stoffe und Kleider, die ohne Ressourcen-Verschwendung, endlose Transportwege und überflüssigen Einsatz von Chemie produziert und zu fairen Bedingungen in Europa hergestellt werden und am Ende ihres Produktlebenszyklus komplett biologisch abbaubar sind“. Das mache für sie Nachhaltigkeit aus.
Nachhaltige Mode: Diese Kriterien müssen erfüllt sein
Damit ein Produkt tatsächlich nachhaltig ist, muss zumindest ein Aspekt gänzlich erfüllt sein:
- Verwendung von Bio-Rohstoffen: Kleidung aus Bio-Rohstoffen ist – im Gegensatz zu synthetischen Fasern, bei denen sich beim Waschen Mikroplastik über das Abwasser in unsere Meere absetzt – schonend für die Umwelt. Der Grund: Um die Erde und das Grundwasser nicht zu verunreinigen, werden während der Produktion keine Pestizide, chemischen Dünger oder Insektizide eingesetzt.
- Ressourcen schonende Herstellung: Bei der Herstellung von Kleidung sind ein geringer Wasser- und Energieverbrauch, kurze Lieferwege und die Verwendung von schnell nachwachsenden Rohstoffen wichtig, um nachhaltig zu sein. Materialien wie Bambus, der bis zu einem Meter pro Tag nachwachsen kann oder die Verwendung von „Abfallprodukten“, werden immer wichtiger.
- Re- und Upcycling: Mode zu recyceln, ist nachhaltig. Ebenso wie das Upcyceln von Mode: Designer verwenden dafür ausrangierte Kleidungsstücke und machen Neues daraus.
Bal Designs ist ein Label der litauischen Designerin Rita Balta. In ihrer Heimat ist Basketball ein echter Volkssport, die Sportler sind Helden. Diesen Hype wollte sie in ihren Designs widerspiegeln. Sie verwendet ausgediente Basketbälle und stellt aus diesen einzigartige Mäppchen, Umhänge- und Gürteltaschen her. Jeder Look ist anders, je nachdem, was für ein Ball der Wahl-Kölnerin in die Hände gerät.
- Fair gehandelt: Bei mit „fairtrade“ deklarierter Mode können Sie sicher gehen, dass beim Ankauf und Verkauf oder beim Kauf von Rohstoffen ein fairer Handel stattgefunden hat. Angemessene Preise für die Rohstoff-Bauern, faire Löhne und Arbeitsbedingungen für die Näher und Näherinnen, keine Kinderarbeit sind die Folge.
- Lokal produziert: Kleidung sollte bestenfalls da produziert werden, wo sie gebraucht wird. Das spart unnötige Transportwege und somit CO2. Ideal ist es, wenn die gesamte Lieferkette in Deutschland stattfindet, wenn die Kleidung auch hier verkauft wird. Bestenfalls sollten auch Stoffherstellung sowie die Fertigung der Kleidung von deutschen Firmen umgesetzt werden. Das unterstützt die einheimische Wirtschaft und sichert die Arbeitsplätze hierzulande.
Erfüllt ein Produkt nur Teile davon und wirbt trotzdem mit „nachhaltiger Mode“, nennt man das „Greenwashing“.
Designerin: „Nachhaltigkeit ist allein noch kein Verkaufsargument“
Designerin Anna Blattert findet, dass man noch an vielen Dingen arbeiten kann, wenn es um Nachhaltigkeit geht: „Die Mode ist geprägt durch hohe Internationalisierung und ebenso hohe Intransparenz. Die großen Herausforderungen lassen sich gar nicht so einfach auf ein einzelnes Land herunterbrechen.“ Sie sagt weiter: „Der Anteil der Kunden, die proaktiv nach nachhaltig produzierter Kleidung sucht, liegt im tiefen, einstelligen Prozent-Bereich – dieser Anteil wird hoffentlich noch stark wachsen. Aber auch die Hersteller sind gefragt, denn egal von welchem Produkt wir sprechen: Nachhaltigkeit ist allein noch kein Verkaufsargument – nur wenn Kleidung auch funktional und gut designt ist, kann sich das Produkt durchsetzen.“
Sie stellt außerdem klar: „Um beim Begriff des Umweltbewusstseins zu bleiben: Dieses wird oft mit teuren Preisen in Verbindung gebracht. Wenn man sich aber ein nachhaltiges, qualitativ hochwertiges Produkt leistet, das einen für Jahre begleitet, statt alle paar Wochen ein neues Billig-Shirt, ist das nicht nur für besser für die Umwelt, sondern auch fürs Portemonnaie.“
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